Der Schatz enthält weder Gold, noch Silber, noch Edelsteine. Dafür aber etwas viel wertvolleres. Was mag das wohl sein?


„D-Du bist eine Meerjungfrau?“ fragte Clara verwirrt. Melissa nickte. „Aber ich dachte, die wären schon vor Jahrzenten ausgestorben.“ „Das stimmt auch. Ich bin die Letzte meiner Art,“ antwortete sie. Wir alle machten einen kannst-du-uns-das-bitte-noch-einmal-genauer-erklären-Blick. „Na schön, dann erzähle ich euch jetzt das ganze Geheimnis der Meerjungfrauen.“ sprach Melissa weiter.

„Unsere Art altert nicht. Uns gibt es schon seit Anbeginn der Zeit. Ich sehe zwar aus wie 25, bin aber eigentlich 4,5 Milliarden Jahre alt. Ich habe die Schöpfung der Erde miterlebt. Ich habe miterlebt, wie die ersten Menschen sesshaft wurden, ich habe Christis Geburt miterlebt, und, und, und. Wir wurden erschaffen, um unseren Planeten zu beschützen, mit unserer magischen Aura, welche die Menschen so weit es geht in Frieden leben lässt. Natürlich gibt es hin und wieder mal ein paar Auseinandersetzungen, das lässt sich nicht verhindern.“ Sie machte eine spannende Pause.

„Doch dann kam Willi.“ „Der Willi?“ fragte Jacob. „Ja, genau der Willi.“ antwortete Melissa. Eine Träne kullerte ihre Wange herunter. „Er hat beschlossen uns alle zu töten. Seine Armee war damals, wie heute riesig. Alle Meerjungfrauen wurden aufgesucht und getötet. Ich konnte mich gerade noch so unter einen Felsen verstecken.“ Immer mehr Tränen flossen aus den Augen der Meerjungfrau. „Aber wozu das ganze und gibt es eigentlich auch Meerjungmänner?“ fragte Jake bemitleidend. „Nein, es gibt keine Meerjungmänner und Willi hat uns alle töten lassen, damit er aus unseren Schuppen einen Trank brauen kann, welcher ihn mit Sicherheit noch locker eine Millionen Jahre, leben lässt.“ „Aber, wieso wurde dann kein Trank gebraut, welcher den Menschen Heilungskräfte verleiht, oder den Frieden mitbringt?“ fragte ich interessiert. „Wir Meerjungfrauen, speichern unsere Energie, die wir benötigen um nicht zu altern, in unseren Schuppen. Die Heilkräfte oder Friedenskräfte, sind nicht übertragbar. Aber nun zurück, zu der Geschichte von vorhin.“

Mitlerweile schien sich Melissa wieder erholt zu haben. „Als es nur noch mich gab, brach der erste Weltkrieg aus. Direkt danach, der Zweite. Meine Aura, reicht einfach nicht aus, um für Frieden zu sorgen. Dafür benötigt man schon Tausende von Meerjungfrauen, wie wir früher einmal waren. Mir war klar, dass ich mich nun für immer verstecken musste, damit wir nicht ganz aussterben. Als ich erfahren habe, dass dieses Haus stillgelegt werden soll, bin ich so gut wie zum ersten Mal an Land gegangen. Ich musste mich ersteinmal, an diese komischen, langen Dinger gewöhnen. Das dieses Haus so sauber ist, liegt daran, dass ich es einfach nicht schmutzig haben kann und einer meiner vielen Hobbys – praktischerweise – Putzen ist.“

Ich musste diese vielen Informationen erst einmal verarbeiten. 4,5 Milliarden Jahre. Diese Zahl ist einfach nur krass. „Gebt ihr mir einen neuen Bikini, dann gehe ich mich eben kurz umziehen und komme dann wieder an Land.“ beschloss schließlich Melissa. Clara ging rein und kam mit einem neuen Bikini wieder raus. Sie schmiss ihn der Meerjungfrau zu, welche sofort abtauchte. Zehn Sekunden später kam sie als Mensch wieder hoch.

„Ich gehe eben kurz ins Bad und ziehe mir wieder meine Klamotten an“ erklärte sie uns. Während wir warteten fragte Jake: „Ihre Story ist echt krass, oder?“ Wir alle stimmten zu. Als Melissa wieder aus der Villa kam, war sie gerade noch dabei, ihre Haare zu föhnen. „Ihr solltet euch jetzt besser auf den Heimweg machen. Es wird nämlich schon so langsam dunkel und ihr seht echt müde aus,“ sagte sie zu uns unter dem lauten Getöse des Föhns.

„Ähm da gibt es nur ein kleines Problem,“ erklärte Clara. „Unsere Drachen sind weg.“ Wir alle nickten. „Ach, macht euch darüber keinen Kopf. Ich habe etwas gefunden, was euch sicher nach Hause bringt.“ Gespannt folgten wir Melissa in den riesigen Garten, des Anwesens. Dort ragte aus dem Wasser … dort ragte aus dem Wasser unser kaputtes U-Boot, welches nun gar nicht mehr so kaputt aussah. Im Gegenteil. Es wurde noch besser gemacht, als wir es vorgefunden hatten und sauber war es. „Das gibt es ja nicht! Das ist unser U-Boot!“ stellte mein Bruder fest. „Euer U-Boot?“ fragte Melissa verwirrt. Wir nickten.

„Ich habe es auf einer meiner Tauchexpeditionen um diese Insel kaputt aufgefunden. Und so pingelich wie ich bin, musste ich es einfach reparieren und blitzblank putzen. Ich habe nämlich, meine Zeit gut genutzt und jedes Mechanikbuch auf dieser Welt durchgelsen. In jeder Sprache selbstverständlich.“ „Kannst du uns nicht noch begleiten und mit uns fahren?“ fragte ich erwartungsvoll. Melissa schien zu überlegen. „Na gut. Aber nur, weil du mich gerettet hast,“ sprach sie zu uns und zwinkerte dabei zu mir. Ich zwinkerte zurück. „Ach und ich heiße übrigens Louis,“ erklärte ich ihr, als wir in das Gefährt stiegen. Das sind meine Freunde Clara und Jake und das ist mein Bruder Jacob. „Freut mich, euch kennenzulernen,“ sagte Melissa und zwinkerte uns zu.

Plötzlich rannte Jacob wie verrückt raus aus dem U-Boot in die Villa. „Was ist denn mit dem los?“ fragte Jake. Ich zuckte mit den Achseln. Kurze Zeit später, kam mein Bruder, mit etwas unter dem Arm geklemmt, wieder aus dem Gebäude gesprintet. „Wir hätten doch fast das wichtigste vergessen,“ rief er uns zu. Erst als er eine kleine Holzkiste in die Höhe hält, wussten wir was er meinte.

In seiner Hand lag die Schatztruhe! Wegen dem ganzen Stress hatten wir sie schon fast vergessen. „Na da haben wir ja noch einmal Glück gehabt!“ stellte Clara glücklich fest. Wir beschlossen aber, die Truhe erst am Hafen zu öffnen. Während der Fahrt feierten wir unseren Sieg. So wie sich herausstellte, hatte unsere Meerjungfrau, viele Packungen Chips und andere Süßigkeiten hier gebunkert. Außerdem fanden wir noch ein paar Softdrinks und Partyflöten. Halt alles was man für eine geungene Party braucht. Eine Musikbox fanden wir auch noch. Während sich Clara und Melissa um die Musik stritten, kam Jake plötzlich auf mich und meinem Bruder zu.

„Es tut mir leid, dass ich euch letztens in der Pause gejagt habt. Wisst ihr, manchmal denke ich halt daran, wie es sein muss, eine glückliche Familie zu haben und werde wütend.“ „Schon gut,“ antwortete ich. „Jeder macht mal Fehler.“ Jake schaute zu Jacob rüber. Auch er stimmte mir zu.

„Land!“ rief auf einmal Claras Stimme. Und tatsächlich. Durch eine kleine Luke, konnten wir den alten Hafen Miamis erkennen. Langsam dockten wir ein. Allesamt stiegen von unserem U-Boot.

Das war mal ein gelungendes Abenteuer!, dachte ich. Ich habe viel erlebt und das allerwichtigste, ich habe neue Freunde gefunden. „Jetzt wird es aber mal Zeit, die Truhe zu öffnen,“ sagte mein Bruder voller Vorfreude. Gespannt ließen wir uns neben ihm nieder. Langsam öffnete Jacob den Deckel. In der Truhe fanden wir aber nichts weiter, als einen dreckigen, alten Spiegel. „Hmm. Vielleicht ist der Spiegel ja vergoldet,“ vermutete Jake. Clara kratzte energisch an seiner Oberfläche. „Ne, vergoldet ist er schon mal nicht,“ stellte sie fest. „Ich habs!“ rief ich plötzlich.

„Der wichtigste Schatz, sind seine Freunde und Verwandten.“